Haartransplantation mit körpereigenem Fett: Kann Fettgewebe das Haarwachstum verbessern?
Die Suche nach neuen Wegen zur Förderung des Haarwachstums führt die moderne Medizin immer wieder auf überraschende Pfade. Ein viel diskutierter Ansatz: die Verwendung von Stammzellen aus körpereigenem Fettgewebe.
Doch wie genau soll Fett das Haarwachstum beeinflussen? Und kann eine Kombination aus Fettzellen und Haarverpflanzung tatsächlich bessere Ergebnisse liefern?
In diesem Artikel werfen wir einen wissenschaftlich fundierten Blick auf die Forschung rund um adipöse Stammzellen, ihre potenzielle Rolle bei der Haarregeneration – und was realistisch davon heute schon möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
- Worum geht es bei der Fett-basierten Haartherapie?
- Wie funktioniert die Anwendung?
- Was sagt die Forschung?
- Vorteile und Grenzen im Überblick
- Wo kommt die Methode aktuell zum Einsatz?
- Fazit: Innovativ, aber noch kein Ersatz
Worum geht es bei der Fett-basierten Haartherapie?
Bei dieser Methode geht es nicht darum, Fettgewebe direkt zu transplantieren, sondern um die darin enthaltenen Stammzellen, die sogenannten adipösen Stammzellen (Adipose-Derived Stem Cells, ADSCs). Diese können unter bestimmten Bedingungen das Haarwachstum anregen, weil sie:
- Wachstumsfaktoren freisetzen, die die Aktivität der Haarfollikel beeinflussen können
- entzündungshemmende Eigenschaften besitzen und
- die Durchblutung der Kopfhaut verbessern können
Das Ziel ist es, mit Hilfe dieser Zellen ein günstiges Umfeld für das Haarwachstum zu schaffen – insbesondere in Kombination mit einer Eigenhaarverpflanzung oder bei beginnendem Haarausfall.
Wie funktioniert die Anwendung?

Die Anwendung erfolgt in der Regel in mehreren Schritten:
- Fettgewinnung (Liposuktion)
– Eine kleine Menge Fettgewebe wird schonend aus Körperbereichen wie Bauch oder Oberschenkel entnommen. - Aufbereitung
– Das gewonnene Fett wird speziell aufbereitet, um die Stammzellen zu isolieren. Dies kann mechanisch (z. B. durch Zentrifugation) oder enzymatisch erfolgen. - Injektion in die Kopfhaut
– Die aufbereiteten Zellen bzw. das daraus gewonnene Mikrofett werden gezielt in haarlose oder dünner werdende Areale injiziert.
Oft wird diese Technik in Kombination mit einer Haartransplantation eingesetzt, um das transplantierte Haar zusätzlich zu stimulieren und das Heilgewebe zu unterstützen.
Was sagt die Forschung?
Die wissenschaftliche Untersuchung dieser Methode steckt noch in den Kinderschuhen, zeigt aber vielversprechende Ansätze:
- Studien zeigen, dass ADSCs die Haardichte bei Patienten mit androgenetischer Alopezie erhöhen können – allerdings in begrenztem Umfang und mit individuellem Ansprechen.
- Andere Untersuchungen legen nahe, dass eine Kombination aus Verpflanzung und ADSC-Injektionen die Einheilung und das Wachstum der verpflanzten Grafts positiv beeinflussen kann.
- Auch die sogenannte Nanofett-Therapie – eine Variante mit besonders fein aufbereitetem Fett – wird aktuell in Studien untersucht, insbesondere im Hinblick auf die regenerative Wirkung auf Haut und Haarfollikel.
Trotzdem gilt: Langfristige und groß angelegte klinische Studien fehlen bisher. Die Methoden gelten bislang als experimentell, wenn auch nicht ohne Potenzial.
Vorteile und Grenzen im Überblick

Mögliche Vorteile:
- Regeneration geschädigter Follikel bei beginnendem Haarschwund
- Verbesserung der Hautdurchblutung und Mikrozirkulation
- Unterstützung der Wundheilung nach Eigenhaarverpflanzung
- Nutzung körpereigener Zellen – keine Fremdstoffe
Aktuelle Grenzen:
- Kein Ersatz für eine Transplantation bei fortgeschrittenem Haarverlust
- Ergebnisse sind nicht dauerhaft bewiesen
- Verfahren ist noch nicht standardisiert oder breit zugelassen
- Wirkung stark abhängig von individueller Biologie und Haarstatus
Wo kommt die Methode aktuell zum Einsatz?

Einige spezialisierte Kliniken weltweit testen derzeit adjuvante Therapien mit Stammzellen aus Fettgewebe, meist in Kombination mit einer klassischen Haartransplantation. Dabei gilt: Die Fetttherapie ersetzt nicht die Transplantation, sondern kann – wenn überhaupt – als begleitende Unterstützung in der Regenerationsphase dienen.
In der Haarmedizin ist und bleibt die moderne Eigenhaarverpflanzung das einzige Verfahren mit nachgewiesener Wirkung. Vor allem die bewährten Methoden FUE (Follicular Unit Extraction) und DHI (Direct Hair Implantation) erzielen dabei natürliche und ästhetisch überzeugende Ergebnisse:
- FUE: schonende Entnahme einzelner Haarfollikel, minimalinvasiv und narbenarm
- DHI: direkte Implantation mit hoher Kontrolle über Wuchsrichtung und Dichte
- Beide Methoden ermöglichen eine präzise Gestaltung der Haarlinie und dauerhafte Ergebnisse – ohne künstlichen Look
Auch in der ästhetischen Medizin findet Nanofett zunehmend Anwendung, etwa zur Hautverjüngung im Gesicht. In der Haarmedizin steckt der Einsatz von Fettstammzellen jedoch noch in den Anfängen – die Forschung läuft, die Erfolge sind bisher begrenzt.
Fazit: Innovativ, aber noch kein Ersatz
Die Idee, körpereigenes Fett zur Förderung des Haarwachstums zu nutzen, ist faszinierend und zeigt, wie weit sich die Haarmedizin mittlerweile entwickelt hat. Erste Studien belegen das regenerative Potenzial von Fettstammzellen – doch ein flächendeckender, standardisierter Einsatz ist derzeit noch nicht realistisch.
Wer sich heute für eine zuverlässige Lösung gegen Haarausfall interessiert, sollte auf bewährte Methoden wie die moderne Haartransplantation setzen. Die Kombination mit regenerativen Verfahren – etwa mit PRP oder in Zukunft auch ADSCs – kann unterstützend wirken, aber nicht als Ersatz für transplantiertes Haar dienen.